Ein weiterer Versuch das Internet zu füllen

Sonntag, Dezember 03, 2006

Ein Sonntagsmärchen

Es war einmal, vor langer, langer Zeit in einem kleinen Dorf. Naja, so klein war das Dorf jetzt auch nicht, denn es soll auch mal vorgekommen sein, dass sich zwei Dorfbewohner nicht mit Vornamen kannten, ein für die damalige Zeit selten auftretendes Phänomen.
Was auch recht selten vorkam war, dass alle Dorfbewohner ständig glücklich waren. Denn wir erinnern uns, vor langer, langer Zeit, da ging es den Menschen oft nicht so gut, aber in unserem kleinen Dorf, da ging es allen gut. So gut, dass sogar Kunde davon einen König erreichte, der mehrere Tagesmärsche von dem glücklichen Dorf wegwohnte.
Der König wunderte sich. Wie konnte es diesem kleinen Dorf ständig gut gehen, wo er doch genau wusste, dass es seinen eigenen Untertanen und den Untertanen seiner Königsfreunde oft gar nicht so gut ging.
Umso unverständlicher war das für den König, da er sich für einen besonders guten König hielt. Nur selten rief er zu Kriegen gegen die Franzosen auf, wofür er auch schon viel Spott von seinen Königsfreunden zu ertragen hatte. Er versuchte auch dafür zu sorgen, dass jeder seiner Untertaten täglich eine warme Mahlzeit auf den Tisch bekam (Wasser und Brot einfach in einen Topf tun und 10 Minuten übers Feuer hängen).
Sprich: Er fand, dass er ein besserer König sei, als für die damalige Zeit (und das ist lang, lang her) üblich war.
Als er nun von diesem glücklichen Dorf erfuhr und er sich keinen Reim auf diese übertriebene Glücklichkeit machen konnte, da beschloss er, nach einer schlaflosen Nacht, das Dorf zu besuchen.
Schon im Morgengrauen lies er die Kutsche klar machen und nachdem er noch einmal mit seiner lieben Frau gefrühstückt hatte, machte er sich auf den Weg. (Eigentlich mochte er Frühstücken gar nicht, aber er wollte seiner Frau eine Freude machen.)
Die Reise kam dem König sehr kurz vor, obwohl sie mehrere Tage dauerte. Der König war nämlich ein großer Naturfreund und der Anblick von vielen gleichaussehenden Bäumen machte dem König besonders viel Spaß.
Als nun die Kutsche eines Tages in die Nähe des glücklichen Dorfes kam, da merkte der König gleich, dass etwas anders war, konnte aber nicht sagen was es war.
Im Dorf angekommen fuhren sie auf den Marktplatz, denn der König wollte gleich mit so vielen Menschen wie möglich sprechen und sie fragen, was ihre große Glücklichkeit ausmacht.
und der König hatte sich nicht verschätzt, denn als er seine Kutsche verließ, da wurde er gleich von einer großen Menge glücklich lächelnder Menschen umringt, die ihren neuen Freund begrüßen wollten und ihn fragen wollten, was sein Begehr in ihrem kleinen Dorf sei.
"Das ist ganz einfach, lieber König." sagten die Dorfbewohner "Wir haben das Butzebüh!"
Der König war verwirrt: "Was, zum Himmel, ist den ein Butzebüh? Ist das ein Mensch, oder was?"
"Das Butzebüh, lieber König, ist ein kleines verhutzeltes Männchen, das seit Urzeiten am Dorfrand wohnt. Es ist der Grund für unsere Glücklichkeit, denn immer wenn einer von uns ein Problem hat, dann geht er zum Butzebüh und das kann ihm helfen."
"Erstaunlich" dachte der König "das muss ich doch gleich einmal selbst ausprobieren."
Er wandte sich wieder an die Dorfbewohner :"So führet mich zum Bützebüh, gar geschwind!" (Es war, wie gesagt, vor langer, langer Zeit. Da sprach man halt so.)
Fröhlich lächelnd nahm ein Dorfbewohner den König an der Hand und führte ihn an den Dorfrand, zu eine kleinen, gradezu winzigen Hütte. Der König fragte sich beim Anblick dieser winzigen Hütte, wie darin jemand wohnen kann, geschweige denn, wie ER da auch noch reinpassen soll.
Doch er wollte dem Geheimnis auf den Grund gehen und so klopfte er an die noch winzigere Tür der winzigen Hütte.
Seine Finger hatten das morsche Türholz kaum berührt, da öffnete sie sich auch schon und ein kleines Männchen sprang fröhlich lachend ins Freie.
"Hihihi" machte das Männchen "du bist der König von einem Land, mehrere Tagesmärsche weit weg, und du willst wissen warum hier alle so glücklich sind."
"..." sagte der König, denn er war recht verblüfft, dass das Männchen das alles wusste.
Das Männchen fuhr fort: "Du bist recht verblüfft, dass ich das alles weiß. Aber das ist einfach zu erklären. Dass du ein König bist, das ist nicht schwer zu erraten, denn immerhin trägst du eine goldene Krone, einen samtenen Mantel und du hast ein riesiges Zepter in der Hand. Von dem fernen Land weiß ich, weil deine Haare ziemlich fettig sind und du offensichtlich mehrere Tage nicht geduscht hast. Und aus welch anderem Grund, als nach dem Geheimnis der Glücklichkeit zu fragen, solltest du an meine Tür klopfen?" Das Männchen strahlte "Aber lieber König, dir soll geholfen werden. Ich bin das Butzebüh und nichts mache ich lieber, als die Leute glücklich. Komm einfach mit mir, ich will dir etwas zeigen."
So sprach das Bützebüh und sprang fröhlich in den nahgelegenen Wald hinein. Der König musste sich beeilen um nicht den Anschluß zu verlieren, denn das Butzebüh war überraschend schnell.
Als der König fast schon dachte, er würde das Butzebüh aus den Augen verlieren, da sah er es auf einer Lichtung stehenbleiben.
"Was sollen wir auf dieser Lichtung?" fragte der König. "Hier wirst du mein Geheimnis erfahren" antwortete das Butzebüh "Sieh!". Der König sah sich um, aber man konnte nicht wirklich sagen, dass er verstand. Da waren viele Bäume um die Lichtung herum (ein eindeutiges Merkmal eine ordentlichen Lichtung), sie standen auf Gras und irgendwo zirpte eine Grille.
"Was...?" begann der König, aber das Butzebüh unterbrach ihn sofort: "Sieh!" sprach es wieder.
Und das war alles, was nun über mehrere Stunden geschah. Beide standen auf der Lichtung und sprachen kein Wort.
Als das Licht schon zu schwinden begann, da wollte der König sich schon über die Verschwendung seiner Zeit beschweren, da viel ihm eine Heuschrecke auf, die neben seinem Schuh, auf einem Grashalm saß. Natürlich hatte der König schon Heuschrecken gesehen, aber da er grade nichts zu tun hatte, setzte er sich auf den Boden und beobachtete das kleine Tier.
Zum ersten Mal vielen ihm die kräftigen Hinterbeine der Heuschrecke auf und wie verhältnismäßig kräftig die Mundwerkzeuge des kleinen Insektes waren. Er hatte zwar von so etwas gehört, aber selbst gesehen hatte er sowas noch nicht. Seine Zeit als König war knapp bemessen und er musste sich eigentlich vollkommen auf seine Regierungsgeschäfte konzentrieren.
Er beobachtete die Heuschrecke, bis sie irgendwann davonsprang. Da wandte er sich an das Butzebüh: "Ich habe grade eine Heuschrecke beobachtet und mir ist jetzt zum ersten Mal aufgefallen wie kräftig sie doch trotz ihrer Kleinheit ist." Sieh weiter!" war die einzige Antwort des Butzbühs.
Es war inzwischen Dunkel geworden und irgendwann viel der Blick des Königs auf die Sterne.
Früher als Kind hatte er gerne die Sterne beobachtet. Aus Büchern wusste, dass er manche der leuchtenden Punkte mit Linien verbinden konnte um dann interessante Tierbilder zu sehen.
Er musste lächeln. Einige der komischen Gelehrten an seinem Hofe behaupteten, dass es sich bei den Sternen um gigantische Kugeln aus brennendem Gas handelte. Viel größer als die ganze Welt, auf der er lebte. Aber das konnte ja gar nicht sein.
"Warum kann das nicht sein?" Dieser Gedanke schoss dem König plötzlich durch den Kopf und er wunderte sich richtig darüber. "Wenn etwas eigentlich sehr groß ist, aber sehr klein aussieht, dann muss es doch einfach nur ganz weit weg sein. Das ist doch mit allem so. Und warum soll das mit den Sternen nicht so sein?"
Der König wollte diesen Gedanken grade dem Butzebüh mitteilen, da sprang das kleine Männchen auf und rief: "Komm, wir gehen nach Hause."
"Aber es ist stockdunkel!" rief der König "Wenn wir jetzt noch in den Wald gehen, dann sehen wir ja die Hand vor Augen nicht."
Aber das Männchen war schon vorausgerannt und der König musste ganz einfach hinterher hechten um nicht völlig allein zu sein.
Zur Überraschung des Königs fanden sie den Waldrand recht schnell und sogar die kleine Hütte des Butzebühs stand direkt vor ihnen.
"So." sprach das Männchen "Nun kennst du mein Geheimnis."
"Aber du hast doch überhaupt nichts gemacht? Was soll das denn für ein Geheimnis sein?" wunderte sich der König.
"Hast du nicht drei Sachen gelernt, heute Nacht?" Das Butzebüh lächelte: "Hast du nicht gelernt, dass man manchmal die kleinsten Sachen im Leben von ganz nah betrachten muss um völlig neue Dinge zu sehen? Hast du nicht gelernt, dass Dinge, die völlig klein und unbedeutend aussehen, auch viel größer und bedeutender sein können, als du es dir vorstellen kannst? Und hast du nicht auch gelernt, dass es immer einen Ausweg gibt, auch wenn man ihn gar nicht sieht und das s man nach vorne gehen muss um ihn zu finden? Und hast du nicht letztendlich gelernt, dass du alle Antworten selbst schon kennst und dir niemand sagen muss, was das Richtige ist?"
"Nun, schon.." sagte der König.
"Dann kennst du das Geheimnis eines glücklichen Lebens." sprach das Männchen und eh der König sich versah, verschwand es in seiner Hütte.
Am nächsten Morgen brach der König wieder in sein Land auf. Während der langen Reise musste er noch oft an die Lichtung und an das Butzebüh denken. Er nahm sich vor, das Gelernte zu beherzigen und seinen Untertanen so das Glück naher zu bringen.
Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebet er noch heute (was ziemlich unwahrscheinlich ist, da es, wie gesagt, vor langer, langer Zeit war.) .

4 Comments:

Blogger aworldtocome said...

selber geschrieben?

3:56 PM

 
Blogger Michael said...

@jörg: Es wär schlecht, wenn du schon alles von mir kennen würdest. In dem Falle wäre ich ja vollkommen berechenbar für dich und meine Freundschaft würde dir bestenfalls langweilig erscheinen. Du weißt ja, in eine gute Beziehung gehört auch Abwechslung ;)

@Prof. E.T.: Latürnich!

6:15 PM

 
Blogger Ann von Neben said...

ooohh, schön. Da freu ich mich auf nächsten Sonntag :)

7:37 PM

 
Blogger aworldtocome said...

n1

6:13 PM

 

Kommentar veröffentlichen

<< Home

 
http://www.lablue.de/Jail26.html